Freitag, 25. September 2015

"Keep calm and Pura Vida Mae" - Meine Erläuterung des "Pura Vida" Lifestyle

Für euer Verständnis eine Erklärung, was das „Pura Vida“,
das fast schon ein Gesetz des Landes Costa Rica darstellt, eigentlich ist:
Der Ausdruck wird in vielen Formen verwendet z.B. als Gruß oder Synonym für "ausgezeichnet" oder als Synonym von "Hakuna Matata" was bedeutet "Das Leben ist wunderbar; geniesse es."
Ein Beispiele wäre: "Que Me 'Ice Mae, Pura Vida?" (What's up dude, all good?) 
Hier kann man fast überall diesen Spruch lesen: auf Taschen, Autoaufklebern oder als Tattoo. 
Mir sind aber nun noch andere Situationen und Gebräuche aufgefallen, die dieses Pura Vida vielleicht genauer wiederspiegeln:
  • Offizieller Dienstbeginn für die Lehrerinnen, Kindergärtnerinnen und „Arbeiter“: 7:30. 
    Mein Gedanke um 7:28: Mist, schnell noch die Platanós und das Omelette runterschlingen und dann ab aufs Fahrrad zur Schule, es ist schon viel zu spät. 
    Um 7:35....Um 7:45: „Wo sind die alle?“
    Und "die" schlendern dann alle gemächlich nacheinander ein. So etwas wie Stress oder einen genauen Zeitpunkt existiert hier nicht. Wie oft ich hier auch schon gehört habe: "Tranquílate! (kein Stress, wir haben Zeit) wenn ich z.B. etwas holen oder meinen Gasteltern beim Essen oder Abwaschen helfen wollte.
Pura Vida“ ist…
  • eine plausible Erklärung dafür, dass selbst die Einheimischen nicht genau sagen können, wann der Bus kommt und ist auch, dass die Busfahrer je nach Wunsch der Passagiere bei jeder beliebigen Stelle halten und teils dafür sogar gleich während der Fahrt die Türe einfach offen lassen.
  • das manche Leute hier im Wasser zu surfen manchmal zu langweilig finden und deshalb mein Gastvater und der Nachbar, und letztendlich die ganze Familie und ich einfach auf dem Hügel von der Kuhweide surfen oder auf dem Surfbrett rodeln.
  • den Nachmittag einfach vor dem Haus auf einem Schaukelstuhl zu entspannen, die Landschaft zu beobachten und eben einfach das Leben zu genießen.
  • wenn du mal alleine unterwegs bist, was nicht lange anhält, weil du Ruckzuck von Einheimischen angesprochen wirst, als würdet ihr euch schon lange kennen. Quatschen, eben wie die Rheinländer :-)
  • dass der Hüftschwung einem auch in die Wiege gelegt wurde: am Freitag Abend waren wir in einer Bar mit Blick aufs Meer (traumhaft). Man konnte sehen wie alle Salsa, Merengue tanzen und dabei so viel Spaß haben und es so leicht aussieht. Da ist angesagt als Deutscher erstmal alles zu observieren, dann sich aber auch unter die Tanzenden zu trauen und versuchen möglichst nicht aufzufallen. Aber nicht mit einem 1,60 m Tico, der dich ausfragt als würde der Größenunterschied von 20 cm ihm überhaupt nichts ausmachen. Es macht so unglaublich viel Spaß, aber die Männer lassen einen danach auch nicht mehr so schnell wieder gehen.
  • was ich auch wirklich schön hier finde: das hier alle mit dem Minimum leben wollen und können. Sie sagen selber, dass sie es viel lieber haben so mit der Natur zu leben ohne viel Schnickschnack und die elektronischen Dinge. Meine Gasteltern verkaufen Schmuck, jeden Samstag auf der Feria. Die Einnahmen reichen für Miete, Essen und mal einen Ausflug. Sonst machen sie vieles selber, reparieren und erneuern sonst alte Sachen. Mehr brauchen sie nicht um glücklich und zufrieden zu sein.

  • Pures Entspannen
    Pures Erleben

Mittwoch, 16. September 2015

Skorpione und süße Zwerge im Kindergarten



Am Dienstag war dann mein erster Schultag in der Guanacaste Waldorf School.
Die noch sehr neue Waldorfschule in dem Dorf Caña Fistola wurde vor fünf Jahren von einer Ecuadorianerin und ihrem Mann aus den USA gegründet, ursprünglich für ihre eigenen Kinder und deren Freunde.
Inzwischen ist die Schule auf ungefähr 35 Schüler von der ersten bis vierten Klasse und 16 Kinder im Kindergarten angewachsen. Da die Kinder aus verschiedenen Ländern kommen (USA, Kanada, Chile, Frankreich, Deutschland) spricht man ein Mischmasch aus Englisch und Spanisch.
Abgesehen von der anthroposophischen Ausrichtung wird an der Guanacaste Waldorf School auch bilingual unterrichtet. Das bedeutet, dass die Klassen den Hauptunterricht von Montag bis Mittwoch auf Englisch und die zweite Hälfte der Woche auf Spanisch haben. Außerdem werden Jonah und ich am Montag und Dienstag für die erste bis vierte Klasse Deutschunterricht geben. Da die Kinder aber noch kein Deutsch können und wir nur in deutsch sprechen dürfen, müssen wir viel mit Mimik, Gestik und vielen Lieder und Spielen zeigen, was wir ihnen sagen wollen. Ich hoffe, die Kinder verlassen nicht einfach das Klassenzimmer und erklären uns für verrückt, wenn wir in einem Kauderwelsch reden, von dem sie kein Wort verstehen. Im Kindergarten werde ich jeden Mittwoch einen Morgenkreis mit Liedern und Fingerspielen auf deutsch halten.
Die erste Woche habe ich aber nur im Kindergarten gearbeitet. Gleich am ersten Tag mit den Kinder im Playground zu spielen, ihnen die Brotbox oder Wasserflasche öffnen, die Haare zusammenzubinden oder sie aufs Klo zu begleiten, lässt einen gleich aufgenommen fühlen. Unsere Arbeitszeit ist von 7:30 bis 16:00, aber bei 35 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit ein „Monster“ zu spielen und die ganzen Kinder zu fangen und in meine Höhle zu tragen, lässt einen dann zu Hause ziemlich erschöpft um 20 Uhr ins Bett fallen.




Obwohl wir nach der Schule also ziemlich erschöpft sind, sind wir die ersten Tage nach Hause geeilt und sind dann per Anhalter ins Nebendorf oder nach Tamarindo gefahren. Dorthin zu kommen, ist hier nicht ganz so einfach ohne eigenes Auto,
Wir haben bis jetzt oft die Option des Trampens genutzt, aber es gibt auch Busse. Nur weiß man da nie genau, wann einer vorbei kommt. Da kann man dann schon mal ein bis zwei Stunden warten.
Am Mittwoch haben wir uns auch unsere erste Surfstunde von meinem Gastvater bekommen. Er surft eben auch, wie eigentlich fast alle hier. Am Samstag hat er mich dann auch nochmal mitgenommen, weil er seinen Schmuck auf dem Markt verkaufen wollte und ich habe alleine versucht mich neben den ganzen Surfern durch die Wellen zu kämpfen.
Da heute Feiertag ist, bin ich mit meiner Familie, meinem Mitfreiwilligen Jonah und der Kindergärtnerin und ihrem Sohn an den Strand Avellana gefahren. Dieser gehört zu den schönsten Stränden Costa Ricas.



Ankunft an der „reichen Küste“



Ich hatte wirklich gedacht, es würde noch der Zeitpunkt kommen, an dem ich realisiere, dass ich jetzt für ganze elf Monate hier sein werde… aber der ist bis jetzt noch nicht gekommen. Es ist immer noch wie eine Wachtraum, dass ich schon jetzt tausende Kilometer von meinem Zuhause weg bin, welches ich bisher nicht länger als einige Wochen zurückgelassen habe.
Aber jetzt bin ich da! In Costa Rica, ein Ort an dem es niemals kälter als 30° Celsius ist, es sechs Monate im Jahr kein Regen gibt und eigentlich jeden Tag die Sonne am blauen Himmel scheint. Einem Land, in dem du von jedem wie ein Freund gegrüßt wirst oder dir "Pura Vida" hinterher gerufen wird.
Nach einem 17-stündigen Flug über Amsterdam und Panama bin ich dann Sonntagabends in San José angekommen. Leider ohne Telefonnummer von dem Onkel, der mich abholen sollte und auch keinem Foto von ihm. Ein Taxifahrer hat mir dann aber sofort geholfen, den Onkel anzurufen und somit musste ich mich nicht nachts alleine durch San José kämpfen, sondern konnte die Nacht nach Gesprächen über Nitzsche oder Seneca bei ihm und seiner Frau verbringen.
Am Montagabend kam ich dann in dem Dorf Caña Fistola an, wo ich nun für ein Jahr wohnen werde. Veronica, die Leiterin der Schule holte mich ab und fuhr mich zu meiner Gastfamilie.
Was für eine Überraschung: die Familie begrüßte mich herzlich in ihrer kleinen „Villa Kunterbunt“. Sie besteht aus Ricardo und Diana, so um die 30, alternativ, witzig (Ricardo auch sehr sarkastisch und nimmt einen gerne mal auf die Schippe) und sehr umkümmernd, wenn es um Essen geht & Strike: als zweite Tochter adoptiert!.
Das kleinste Mitglied ist die anfangs noch schüchterne, aber jetzt sehr spielfreudige und temperamentvolle 4-jährige Tochter Alicia.
Sie geht lustigerweise auch in denselben Kindergarten wie ich. Sie als Kind und ich als Kind, das unterrichtet. Ricardo und Diana stellen ihren eigenen Schmuck her und verkaufen diesen jeden Samstag auf der Feria am Strand. Sie wohnen in einem kleinem Häuschen mitten in der Natur mit nur zwei anderen weiteren kleinen Häuschen in der Nachbarschaft.
Faszinierend war es vor allem morgens vor der Schule auf der Terrasse mit Hängematte super frische und süße Früchte zu schmausen und im Garten einen Affen durch die Lüfte schwingen zu sehen. Da fühlt man sich gleich wie in Moglis Nest, mitten im Dschungel zwischen all den Pflanzen und Tieren..

Rauchzeichen aus Costa Rica

Meine Lieben,
es tut mir schrecklich leid, dass ich mich noch nicht gemeldet habe aber bis jetzt hatte ich kein Internet. Nun habe ich Empfang und damit die Möglichkeit euch endlich von meinen ersten Eindrücken von meiner ersten Woche hier zu erzählen. Ich muss mich wirklich kurz fassen – oder es zumindest versuchen.
Zu meinem Blog bleibt noch zu sagen, dass alles, über das ich berichten werde, natürlich auf meinen persönlichen und somit subjektiven Erfahrungen und Eindrücken beruht und deshalb nicht pauschalisiert werden sollte. Costa Rica ist ein sehr vielseitiges Land, weshalb es “den Tico” oder “das Leben in Costa Rica” so auch nicht gibt.
Doch allen, die von „meinem Leben in Costa Rica“ jetzt etwas hören und sehen möchten, wünsche ich viel Spaß beim Lesen meines Blogs!

Adiós Amigos

 




Letztendlich war ich sehr froh, dass mir nach dem Vorbereitungsseminar noch ein Monat Zeit blieb, um mich von meiner Familie und meinen Freunden zu verabschieden. Zwar war am Schluss alles noch stressig mit dem Visum und anderen organisatorischen Sachen, aber es hat ja alles letztendlich geklappt. Es war so schön in meiner letzten Zeit in Deutschland zu sehen, wie viele unglaublich tolle Menschen ich um mich herum haben darf! Auch wenn das jetzt nach dem Abschied dann doch zu der ein oder anderen Träne geführt hat. Ihr fehlt mich jetzt schon alle!!! An dieser Stelle auch nochmal ein Riesendankeschön an Familie, Freunde und Bekannte, die mich und meinen Freiwilligendienst finanziell oder ideell unterstützt haben!